Umfrage: Belastung im Job steigt

Umfrage: Belastung im Job steigt

Zwei von drei Beschäftigten in Österreich empfinden zunehmenden Druck im Arbeitsalltag. Beruf und Privatleben würden sich immer schlechter verbinden lassen, heißt es in einer Umfrage des Beratungsunternehmens EY. Hauptgründe dafür sind ein steigendes Maß an Verantwortung und immer mehr Arbeitsstunden. Jeder und jede Zweite würde für mehr Freizeit auf Gehalt verzichten.

Die Arbeitsbelastung sei in den vergangenen fünf Jahren spürbar gestiegen, heißt es in der Erhebung, für die 1.001 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragt wurden: Fast zwei von drei Beschäftigen in Österreich (65 Prozent) sind der Ansicht, dass der Druck, dem man im Arbeitsalltag ausgesetzt ist, in den vergangenen Jahren zugenommen hat. 22 Prozent – 24 Prozent der befragten Männer bzw. 19 Prozent der befragten Frauen – sagen sogar, dass er stark zugenommen hat. Nur fünf Prozent sprechen davon, dass der Druck eher nachgelassen hat.

In allen untersuchten Branchen empfindet jeweils die Mehrheit der Beschäftigten eine gestiegene Arbeitsbelastung. Führungskräfte und Beschäftigte in großen Unternehmen sind von der steigenden Arbeitsbelastung besonders häufig betroffen.

Erschwerte Work-Life-Balance

40 Prozent sagen, dass die Work-Life-Balance erschwert worden ist. Männer (43 Prozent) empfinden das häufiger als Frauen (38 Prozent). Hauptgründe sind mehr Arbeitsstunden und mehr Verantwortung, die übernommen werden muss. Für 48 Prozent ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in den vergangenen fünf Jahren im eigenen Alltag hingegen unverändert geblieben.

Bei den 36- bis 50-Jährigen sagte eine absolute Mehrheit von 52 Prozent, die Vereinbarkeit wurde viel schwieriger (21 Prozent) oder schwieriger (31 Prozent). Führungskräfte und Beschäftigte in größeren und großen Unternehmen gaben häufiger eine Verschlechterung der Lage an. Nach Branchen sahen vor allem Beschäftigte im Handel und der Bauwirtschaft eine Verschlechterung.

AK: Führungskräfte zufriedener

Ein etwas anderes Bild hatte der Anfang Juli veröffentlichte Führungskräfte-Monitor der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich gezeigt. Laut diesem klagt zwar mehr als die Hälfte der Führungskräfte über Zeitdruck. 37 Prozent erleben ständigen Arbeitsdruck ohne Zeit zum Verschnaufen. Jeweils rund ein Drittel berichtet von wechselnden Arbeitsabläufen, technischen und organisatorischen Veränderungen, seelisch belastender Arbeit sowie Unterbrechungen der Freizeit. Allerdings zeigten sich trotz der hohen Anforderungen und Belastungen im Beruf Führungskräfte beim Arbeitsklimaindex deutlich zufriedener als Beschäftigte ohne Führungsaufgaben – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Ständige Erreichbarkeit

„Die Anforderungen an die Beschäftigten sind eindeutig gestiegen“, sagt Ingrid Rattinger von EY Österreich. „Dafür sind zahlreiche Faktoren verantwortlich: So ist die Kommunikation mit E-Mail, Smartphone und Chats schneller geworden. Der Druck auf Arbeitnehmer, ständig erreichbar zu sein, wächst. Zudem hat die Internationalisierung zugenommen, was mehr Reisen oder ungewöhnliche Arbeitszeiten mit sich bringt, um sich mit Kollegen in den USA, China oder anderswo austauschen zu können.“

Mehr Freizeit – auch für weniger Geld

Dementsprechend würde eine deutliche Mehrheit der Österreicher (54 Prozent) gerne für mehr Freizeit auf Geld verzichten würde. Männer würden einer solchen Lösung häufiger zustimmen als Frauen (57 Prozent gegenüber 52 Prozent).

Frauen (35 Prozent) würden den Schritt, Gehaltseinbußen zu akzeptieren, allerdings häufiger von den konkreten Rahmenbedingungen abhängig machen als Männer (30 Prozent). Nicht ausgewiesen in der Studie ist allerdings, wer von den Befragten schon in Teilzeit arbeitet. Jene würden wohl eine weitere Arbeitsreduktion eher ablehnen. 81 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten in Österreich sind Frauen.

Wenig Bereitschaft für Mobilität

Die EY-Befragung zeigt auch, dass die Österreicherinnen und Österreicher auf die Arbeit bezogen wenig mobil sind. Nur drei von zehn Beschäftigten wären bereit, im Falle eines attraktiven Jobangebots einen Wohnortwechsel, auch wenn nur unter der Woche, zu akzeptieren. Männer wären deutlich häufiger grundsätzlich bereit als Frauen (36 Prozent gegenüber 22 Prozent). Wien ist dabei mit Abstand die attraktivste Region, gefolgt von Salzburg und Niederösterreich.

Deutsche von Zeitdruck und Kollegen gestresst

Druck im Arbeitsalltag ist auch in Deutschland ein Thema: Dort wurde am Mittwoch eine Umfrage präsentiert, wonach sich fast zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung im Job gestresst fühlen. Demzufolge empfinden 63 Prozent ihren Stresslevel am Arbeitsplatz als hoch oder eher hoch, wie das Umfrageinstitut YouGov im Auftrag der Versicherung Swiss Life ermittelt hat. Zeitdruck und eine unerfreuliche Atmosphäre am Arbeitsplatz spielen dabei für viele die größte Rolle. Diese beiden Faktoren nannten 46 beziehungsweise 45 Prozent der mehr als 2.000 Befragten. Leistungsdruck und die Aufgabenfülle sind dagegen für weniger als ein Drittel die Hauptgründe für Stress.

Quelle: ORF.at